Onkologisches Konzept

Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda als kooperierendes Krankenhaus im Onkologischen Zentrum Osthessen (OZO)

Jedes der kooperierenden Krankenhäuser ist somit in der Lage, die ohnehin bestehende medizinische Versorgung von Patienten mit Tumorerkrankungen eigenständig fortzuführen und dabei vom interdisziplinären Erfahrungsaustausch der beteiligten, niedergelassenen Experten zu profitieren. Somit kann in allen kooperierenden Krankenhäusern, der anhand der Leitlinien festgelegte hohe Behandlungsstandard gewährleistet werden, und den anvertrauten Patienten eine fachlich hochqualifizierte, wohnortnahe und individuell angepasste Therapie angeboten bzw. zuteilwerden werden.

Am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda arbeiten bereits seit Jahren, die mit Tumorerkrankungen befassten Fachdisziplinen, im täglichen Austausch und in etablierten Tumorkonferenzen eng zusammen. An diesen sogenannten Tumorboards nehmen neben den hausinternen Abteilungen (Spezialisten für die medikamentöse Tumortherapie, Mediziner der Inneren Medizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Radiologie, Strahlentherapie, Gynäkologie), Mitarbeiter der Tumorklinik vom Klinikum Fulda teil.

Die Abteilung der Allgemeinen Inneren Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und Diabetologie nimmt eine zentrale Rolle in der Erkennung und Behandlung von Tumorerkrankungen ein. Unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Bernd Kronenberger, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie, medikamentöse Tumortherapie findet die Früherkennung sowie Diagnose- und Stadienbestimmung von Tumorerkrankungen bis zur lindernden Behandlung (Palliation) statt. Die onkologischen Patienten werden im fachübergreifenden Tumorboard vorgestellt und Behandlungsoptionen besprochen. Daran anknüpfend begleitet die Abteilung die Koordination der Behandlungsmaßnahmen durch die verschiedenen Fachdisziplinen.

Eine allgemein internistische Abteilung hat gegenüber einer hochspezialisierten Fachabteilung den Vorteil, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Erkrankung des Patienten besser möglich ist. Diese Sichtweise berücksichtigt neben Erkrankungen verschiedener Organsysteme ebenso die soziale Situation sowie den Patientenwunsch. Besonders viel Wert wird daher auf eine individuelle Beratung und die Planung der Versorgung über den Krankenhausaufenthalt hinaus gelegt. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit dem Sozialdienst des Hauses, der Palliativmedizin und der Geriatrie.

Im Bereich der Gastroenterologie (Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse) und Hepatologie (Erkrankungen der Leber und Galle) ist eine spezialisierte Behandlung möglich. Nach Anwendung aller geeigneten Diagnoseverfahren, ermöglicht das Spektrum von endoskopischer Behandlung (d.h. ohne äußeren operativen Eingriff) mit Abtragung von Krebsvorstufen bis zur Chemotherapie von Tumorerkrankungen des Magen-Darm-Traktes und lindernden Behandlungsverfahren eine umfassende Therapie. Die spezifischen Leistungen sind auf der Homepage ausführlich dargestellt. Leitsymptome von Tumorerkrankungen sind unter anderem ungewollter Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß, Schmerzen, Leistungsminderung, Blutarmut, Blut im Stuhl, Gelbsucht. Eine besondere Spezialisierung besteht für Kolonkarzinome, Leber- und Gallenwegskarzinome. Bei der Behandlung besteht eine enge Kooperation mit den anderen Fachdisziplinen des Krankenhauses (Allgemeinchirurgie und interventionelle Radiologie) sowie den Fachdisziplinen des Maximalversorgers.

In der Abteilung für Allgemein-und Viszeralchirurgie, minimal invasive Chirurgie unter Chefarzt Dr. med. Christian Berkhoff werden leitliniengemäß alle Krebserkrankungen des Bauchraumes sowie die Schilddrüsenkrebserkrankungen operativ versorgt. Schwerpunkte bilden dabei die Krebserkrankungen des Magens, des Dick- und Mastdarmes sowie die chirurgische Entfernung von Lebermetastasen. Ebenfalls kommen bei der chirurgischen Behandlung von Tumorerkrankungen am Herz-Jesu-Krankenhaus, soweit sinnvoll und möglich, moderne, d.h. minimal invasive Techniken zum Einsatz. Dieses Verfahren trägt unter anderem dazu bei, die Belastungen eines Krankenhausaufenthaltes für die Patienten so gering wie möglich zu halten.

In der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe unter der chefärztlichen Leitung von Dr. med. Alexander Dengler, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, werden pro Jahr etwa 100 neu diagnostizierte Mammakarzinome behandelt. Hierbei ist Dr. Dengler als Operateur für das Mammographie-Screening zertifiziert. Die Frauenklinik verfügt über eine besondere Expertise in der Rekonstruktion der Brust mittels körpereigenem Gewebe (TRAM, LADO), sodass insbesondere jüngeren Patientinnen individuelle Optionen angeboten werden können. Die Diagnostik und Behandlung umfasst sowohl die minimalinvasive Abklärung auffälliger Befunde (Stanzbiopsien), als auch die Koordination der Umfeld-Diagnostik (Staging) sowie folgend die Planung der weiteren Behandlung beispielsweise antihormonelle oder immunologische Therapien bis hin zur Chemotherapie und Bestrahlung. Aufgrund dessen, dass die Frauenklinik nicht den Beschränkungen eines Brustzentrums unterworfen ist, können innovative diagnostische und therapeutische Ansätze (Endopredict, CYP2D6-Genotypisierung) vorgehalten werden, noch bevor sie Eingang in Leitlinien gefunden haben.

Auch die operative Behandlung gynäkologischer Krebserkrankungen (Ovarial-, Zervix- und Vulvakarzinom) konnte in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert werden, wobei minimalinvasive Operationsverfahren (Sentinel Node, Laparoskopie) ebenfalls bei großen, radikalen Operationen verwandt werden konnten.

Die Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Björn Loewenhardt hält ein umfassendes diagnostisches Spektrum zur detaillierten Erfassung des Ausmaßes bösartiger Erkrankungen zur weiteren histologisch-mikroskopischen Beurteilung vor. Außerdem werden unterschiedliche lokale Behandlungsverfahren angeboten. Dazu zählen vor allem die Lokaltherapie bei nicht operablen Tumoren oder Metastasen wie der Leber oder Lunge, der Niere (Hitzeablation), die Stabilisierung instabiler, metastatisch bedingter Wirbelkörperbrüche und die tumorbedingte Schmerzausschaltung. Weiterhin können stabile venöse Zugänge zur Sicherstellung der Zufuhr von Flüssigkeit oder Medikamenten (Port), Drainagen, Gallengangsstents oder die intern-externe Ableitung der Galleflüssigkeit („PTCD“) im Bauch- oder Brustraum („Aszites- und Pleuradauerkatheter“) nahezu ausschließlich in lokaler Betäubung angelegt werden. Diese zumeist palliativen Behandlungskonzepte können dabei helfen, das jeweils lokal begrenzte Tumorwachstum einzudämmen und die Beschwerden zu mildern, wenn eine alleinige operative oder medikamentöse Heilung als nicht zielführend bewertet wird. Der jeweils individuelle Behandlungsvorschlag erwächst ebenso aus dem konsensualen Austausch zwischen den Kernfachdisziplinen der Inneren Medizin-Onkologie, der Chirurgie und Radiologie.

Die räumliche und personelle Nähe zur Fachabteilung der Geriatrischen Inneren Medizin und Rheumatologie unter Chefarzt Dr. med. Martin Klek im Herz-Jesu-Krankenhaus eröffnet indessen nach einer Operation die Möglichkeit einer Stabilisierung und Verbesserung des körperlichen Befindens zur Wiedererlangung der Alltagskompetenz. Zugleich besteht Kontakt zum Schmerz- und PalliativNetz Osthessen, dem stationären Hospiz St. Elisabeth zu Fulda und dem ambulanten Hospizdienst.

Gemäß dem Leitbild des heiligen Vinzenz von Paul „Liebe sei Tat“ ist es den Medizinern des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda ein zentrales Anliegen, in Realisation unserer christlichen Werte immer den Menschen im Zentrum des Handelns zu sehen. Die Kombination dieses Anspruchs mit der Vernetzung des OZOs ermöglicht es, eine personalisierte und partizipative Therapieplanung zu erreichen, d.h. die Betroffenen werden von uns ausführlich und individuell beraten. Entsprechend der jeweiligen Gesamtsituation wird die weitere Therapieplanung, unter Beachtung der aktuellen Leitlinien, gemeinsam diskutiert und letztendlich konsensual empfohlen. Im Anschluss erfolgt im offenen Gespräch mit den Patienten, gegebenenfalls mit deren Angehörigen, die umfassende und ehrliche Bewertung des Krankheitsbildes sowie die kritische Erörterung der positiven, aber unter Umständen auch beeinträchtigenden Effekte des vorgeschlagenen Behandlungsweges.

Die Umsetzung der vereinbarten Therapieziele wird im gesamten Behandlungsverlauf von den im engen persönlichen Kontakt mit den Patienten stehenden Ärzten der Fachabteilungen sichergestellt. In besonderen Fällen können von den betreuenden Ärzten des Herz-Jesu-Krankenhauses weitere Spezialisten zusätzlich in die Behandlung eingebunden werden. Gleichfalls bieten die Fachleute des Herz-Jesu-Krankenhauses ihre Expertise im Bedarfsfall denjenigen Patienten an, die den Wunsch nach einer „Zweitmeinung“ hegen.

Prinzipiell gilt: Onkologische Erkrankungen sind nicht nur genetisch bedingt, sondern auch abhängig von der Lebensweise. Um das Krebsrisiko zu mindern, raten die Spezialisten daher regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.

Patienten mit dem Verdacht auf eine Tumorerkrankung oder einer manifesten Tumorerkrankung, die sich wegen einer spezifischen Behandlung an uns wenden möchten, können sich gerne im Sekretariat der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin unter Telefonnummer 0661 /15-2301 anmelden.

Es erfolgt eine Sichtung der Befunde, Prüfung der Behandlungsoptionen sowie Beratung und anschließende Erstellung eines Diagnose- und Therapieplans, gegebenenfalls die Koordination an eine spezialisierte Abteilung im Herz-Jesu-Krankenhaus oder an ein kooperierendes Zentrum.