Die Ernährungspyramide gilt als Orientierungshilfe in Sachen gesunde Ernährung. Was die meisten Menschen nicht wissen: Die erste solche Pyramide wurde in den 1950er-Jahren in den USA erstellt, Initiator war das United States Department of Agriculture (USDA), eine staatliche Organisation mit starkem Interesse daran, die heimischen Anbauprodukte zu propagieren. Diese Ernährungspyramide war von Anfang an umstritten. Bis heute geben unzählige staatliche und nicht-staatliche Organisationen ihre eigenen Versionen heraus.
Die Ernährungspyramide bietet, trotz ihrer Aufnahme in die Schulbücher, keine sinnvolle Orientierung. Die 1992 vom USDA überarbeitete Ernährungspyramide zeigt eine breite Basis aus Getreide, darüber eine fast ebenso breite Lage von Obst und Gemüse. Darüber folgen Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Nüsse, Fette und Öle, Süßigkeiten.
Mythos Nr. 1: Böser Weizen!
Getreide ist keine gute Basis, wie Prof. Dr. Bernd Kronenberger, Chefarzt der Allgemeinen Inneren Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie und Hepatologie des Herz-Jesu-Krankenhauses in Fulda, erklärt. „Wir essen in Deutschland dreimal täglich Weizen. Frühstücksbrötchen, mittags Nudeln, abends Brot. Das ist einfach zu viel, das sind reine Kohlenhydrate. Also die unverdaute Version von Zucker, sozusagen.“ Paracelsus sagte schon: „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“
Wer fein ausgemahlenes Weizenmehl (Nr. 405 und Nr. 550) durch Vollkornmehl und daraus hergestellte Produkte ersetzt, lebt gesünder. Zumindest bedingt gilt das, denn: „Gesunde Lebensmittel gibt es eigentlich nicht, sondern nur solche, die noch ungesünder sind – es kommt auf bewusste Ernährung an“, stellt Prof. Dr. Kronenberger klar. Als Fachmann kennt er die vielen Krankheiten, die man sich wortwörtlich anfuttert. Er plädiert für Abwechslung auf dem Teller: Hafer, Reis, Roggen und Gerste sind als vollwertige Getreide dem Weizen vorzuziehen.
Mythos Nr. 2: Porridge ist das gesunde Frühstück
Wer also das Weizenbrötchen, Croissant oder Toastbrot zum Frühstück verschmäht und zu Getreidebrei (Porridge) oder Müsli greift, könnte eine gesunde Mahlzeit zu sich nehmen? „Meistens nicht,“ korrigiert Prof. Dr. Kronenberger, „denn die meisten Frühstückszerealien sind aus Weißmehl oder Maismehl hergestellt. Vollkornhafer-, -roggen- oder -dinkelflocken sind ein gutes Frühstück, vor allem in Milch. Aber die fertigen Müslis stecken meistens voller Zucker und Fett.“
Mythos Nr. 3: Vegetarier leben gesünder
„Das klingt jetzt möglicherweise kontrovers, aber im Zweifelsfall ist das Steak wirklich besser als das Brötchen. Denn das Steak enthält viel Protein und Fett. Das ist das, was satt macht und nicht den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Wer nach dem Steak noch Hunger hat, isst das Brötchen hinterher. Mit dem Brötchen anzufangen, wäre aber ungeschickt. Kohlenhydrate machen nicht satt.“
Ideal sei aber, erklärt er, mit etwas ganz anderem anzufangen: Salat und Gemüse. Denn tatsächlich sollten diese Nahrungsmittel die Grundlage unserer Ernährung bilden. Insbesondere Gemüse, als Rohkost, gedämpft, gekocht oder gebraten, enthält viele Ballaststoffe, steckt voller Vitamine und Mineralstoffe.
Mythos Nr. 4: Fett macht dick
„Das ist jetzt natürlich nicht der Knaller, wenn wir an unser Frühstück denken. Salat? Gebratenes Gemüse? Das Stück Käse auf dem Körnerbrötchen, die dicke Scheibe Schinken oder Wurst zum Roggenbrot sind eine gute Alternative zum Marmeladenbrötchen. Käse und Wurst machen satt, das dunkle Brot oder Krönerbrötchen liefern Kohlenhydrate. Und die Butter auf dem Brot darf auch sein – Fett sättigt.“ Das bedeutet: Fett macht nicht unbedingt fett, sondern schnell satt.
Hochwertige Fette und pflanzliche Öle sind wichtig für die Ernährung, betont der Fachmann. Viele Vitamine sind fettlöslich und können ohne die in der Mahlzeit enthaltenen Fette und Öle gar nicht aufgenommen werden. Olivenöl, Sonnenblumenöl und dergleichen sind empfehlenswert.
Mythos Nr. 5: Obst hat zu viel Zucker
Die quantitative Basis der Ernährung ist pflanzlich, ganz klar, und Obst gehört trotz hohem Zuckergehalt dazu. Solange es wirklich noch als Obst erkennbar ist, also mit Schale daherkommt und nicht zu Smoothie, Marmelade oder Saft verarbeitet wurde, ist alles in Ordnung. Denn der enthaltene Zucker ist in der Frucht so verbaut, dass der Körper sich anstrengen muss, um ihn zu bekommen. Bei Fruchtsäften, püriertem Obst und Marmeladen ist das nicht der Fall, hier ist der Zucker sofort verfügbar. Das Obst sollte nicht oder nur wenig verarbeitet sein.
Mythos Nr. 6: Moderne Lebensmittel sind gesünder
Pflanzlicher Fleischersatz für eine vegetarische oder vegane Ernährung, zucker- und/oder fettreduzierte Lebensmittel, Convenience Food: Das alles sind Versuche, natürliche Nahrungsmittel an den Zeitgeist und den aktuellen Lebensstil anzupassen. Es handelt sich bei der pflanzlichen Bratwurst, dem zuckerfreien Fruchtgetränk und der fertig gewürzten Fischpfanne aber trotzdem um industriell verarbeitete Nahrungsmittel. Um Geschmack und Konsistenz so verführerisch wie möglich zu erhalten, sind meist größere Mengen an Zusatzstoffen verarbeitet. Fette als Geschmacksträger, Zucker und Salz als Geschmacksverstärker sind in großen Mengen zugesetzt. Diese Lebensmittel sind nicht nur ungesünder, sondern noch ungesünder.
Das gilt insbesondere mit Blick auf Getränke: Limonaden und Softdrinks wie Cola, Wasser mit Geschmack und Energydrinks sind keine Getränke, um den Durst zu löschen, sondern schlicht das Ungesündeste, was man trinken kann. Den täglichen Flüssigkeitsbedarf sollte man mit Wasser, ungesüßtem Tee oder Saftschorlen mit mindestens 75 Prozent Wasseranteil decken. Auch Milch ist kein Getränk, sondern als Mahlzeit zu bewerten.
Lesen bildet – kein Mythos, sondern Fakt!
Von Ernährungsratgebern kann man halten, was man will. Als Gastroenterologe und Diabetologe kann Prof. Dr. Kronenberger eine Empfehlung aussprechen: „Vieles von dem, was ich über die Jahre in der Berufspraxis beobachtet habe, schreibt Jessie Inchauspé in ‚Der Glukose-Trick‚ ganz unterhaltsam und interessant. Das Buch würde ich populärwissenschaftlich einordnen, es ist leicht verständlich. Trotzdem sind ihre Tipps gut.“
Kommunikation mit dem eigenen Körper herstellen
Die Leber verhält sich wie ein altmodischer Akku „mit Gedächtnis“. Es gibt Phasen, in denen der Körper „auflädt“ (in denen man isst und verdaut, also Energie tankt) und Phasen, in denen der Körper den Akku entleert (in denen nicht verdaut wird und entsprechend auch nicht gegessen werden sollte). Achtet man nicht darauf, diese Phasen einzuhalten, kommt das System durcheinander. Energie wird nach der Aufnahme nicht verbraucht, sondern gespeichert. Zuerst werden die Speicher in der Leber voll gemacht, danach bildet sich der bekannte Bauchspeck. Auch eine kurzfristige Diät führt nicht dazu, das System wieder auf „normal“ zu stellen.
Neben einer bewussten Ernährung, die auf weniger ungesunde Nahrungsmittel achtet, ist das natürliche Hungergefühl wichtig. Und das sollten Eltern ihren Kindern bitte nicht aberziehen, betont Prof. Dr. Kronenberger. Wer kein Hungergefühl hat, muss in den meisten Fällen auch nicht essen. Schul- und Arbeitsalltag nehmen darauf zwar wenig Rücksicht, aber wir können trotzdem lernen, wieder etwas besser auf den Körper zu hören.
Den vollständigen Advertorial-Beitrag unter Osthessen News: https://osthessen-news.de/n11763451/gesunde-lebensmittel-gibt-es-nicht-bewusste-ernahrung-leicht-gemacht.html
Redaktion: Melanie Weber – OsthessenNews
Fotos: Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda
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(Stand: 30.07.2024)