Schlechtere Versorgung, lange Wartezeiten oder Krankenhaus-Schließungen zu befürchten: Zum 1. Januar soll die Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministeriums in Kraft treten und Kliniken entlasten. Dem widerspricht Michael Sammet, Geschäftsführer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda. Die Regelung habe eher den gegenteiligen Effekt, warnt er. Das Gesetz werde vielmehr viele Krankenhäuser noch weiter belasten.
Zwar sei eine Klinikreform in Deutschland dringend notwendig gewesen, so Sammet: „Von einer Verbesserung der Versorgung kann nicht die Rede sein.“ Das von der Bundesregierung beschlossene Gesetz würde die bestehende Problemsituation eher verschlimmern als verbessern. „Die Versorgung wird sich in vielen Regionen verschlechtern bis hin zu der Situation, dass Versorgung teilweise komplett wegbricht“, warnt er und ergänzt: „Besonders für ländliche Regionen droht das Gegenteil von Verbesserung: Verschlechterung der flächendeckenden medizinischen Betreuung, massive Versorgungsengpässe bis hin zu langen Wegezeiten (unter anderem bei der Notfallversorgung) und einer Medizin der Wartelisten.“ Gerade in ländlichen Bereich werde das zu Problemen führen durch längere Transportwege führen, erläutert Sammet: „Insbesondere in Notfällen kann dies gravierende Auswirkungen haben.“
Finanziell würde sich die Situation in den medizinischen Einrichtungen ebenfalls deutlich verschlimmern, sagt der Herz-Jesu-Klinik-Chef: „Die Reform bietet keine Lösung für die akute wirtschaftliche Krise vieler Krankenhäuser, sondern verschärft vielmehr die prekäre finanzielle Situation vieler Kliniken.“ Das Gesetz enthalte „keinerlei spürbare Entlastungen für die Kliniken“ und werde zu Schließungen vieler Krankenhäuser führen, prophezeit Sammet. Bereits vor der Reform würden viele medizinische Einrichtungen kommunale Subventionen benötigen. „Für eine freigemeinnützige Klinik wie unsere, sind wir auf wirtschaftliche Stabilität angewiesen, da wir nicht, wie kommunale Kliniken, auf finanzielle Unterstützung durch Steuergelder aus den öffentlichen Haushalten für den laufenden Betrieb zurückgreifen können“, berichtet der Geschäftsführer.
Das Gesetz werde nicht nur helfen, sondern die Kliniken zusätzlichen Belastungen aussetzen, erklärt Sammet. Mit Blick auf den derzeitigen Fachkräftemangel führt er aus: „Die größten Herausforderungen liegen in der Umsetzung der neuen Anforderungen und immensen Bürokratielast, insbesondere der starren Personalvorgaben, die das Gesetz vorschreibt. Schon heute fehlen in Deutschland erheblich Fachkräfte, und die mutmaßlich nicht evidenzbasierten Personalvorgaben zur Erbringung von bestimmten Leistungen in Krankenhäusern werden die Situation weiter verschärfen.“
Diese Punkte kritisiert der Klinik-Chef scharf und ruft zu deutlicher Verbesserung des Gesetzes auf: „Es fehlen klare Perspektiven für eine faire Finanzierung, den Erhalt der stationären flächendeckenden Versorgung, zielgerichtete Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und eine Entbürokratisierung für Beschäftigte im Krankenhaus – hier besteht erheblicher Nachholbedarf.“ Die Bundesregierung und Gesundheitsminister Lauterbach tadelt der Klinik-Chef nachdrücklich: „Eine solch umfangreiche Reform zu verabschieden, ohne die Auswirkungen vorher zu analysieren, geschweige denn die regionalen Auswirkungen in den einzelnen Versorgungsregionen zu kennen, ist fahrlässig und verantwortungslos und geht zu Lasten der Bevölkerung in Deutschland.“ Er hofft, dass das Reformgesetz durch die neue Bundesregierung schnell korrigiert und verbessert werde: „dass sowohl praxisnahe als auch realitätsnahe Rahmenbedingungen geschaffen werden, um für die Zukunft eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu sichern.“
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Redaktion: Osthessen Zeitung
(Stand: 07.12.2024)