Seit nun mehr als 10 Jahren behandelt die kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda Kinder und Jugendliche mit ihren Familien, die mit seelischen Krisen, psychischen Problemen und Störungen im Schulalltag, in der Familie oder der Gruppe Gleichaltriger zu kämpfen haben. Über die Jahre hinweg hat sich die Tagesklinik stetig weiterentwickelt und reagierte dabei auch auf aktuelle Herausforderungen flexibel, wie z.B. in der Corona-Pandemie.
Nach Fertigstellung des kinder- und jugendpsychiatrischen Neubaus am Herz-Jesu-Krankenhaus bezog am 01.Juni 2011 die Tagesklinik mit einer Kinder- und einer Jugendstation ihre Räumlichkeiten im Erdgeschoss der Abteilung direkt neben der Institutsambulanz. Als teilstationäre Einrichtung zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen gehört sie zum festen Angebot der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik innerhalb des Krankenhauses. Zuvor war die Abteilung am 20.August 2007 erstmals mit der Tagesklinik am Aschenberg an den Start gegangen, die dort noch parallel bis zum Juli 2017 in Betrieb war und sich um die Nöte der kleineren und größeren Patienten kümmerte.
Das tagesklinische Setting
Das tagesklinische Setting richtet sich an Kinder (ab dem 5. Lebensjahr) und Jugendliche (bis zum 18. Lebensjahr), die durch ihre Erkrankung nicht so stark eingeschränkt sind, dass ein vollstationärer Aufenthalt notwendig ist. So können die Nächte und das Wochenende zuhause in gewohntem Umfeld verbracht werden. Prinzipiell können teilstationär viele kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbilder behandelt werden, z.B. Ängste, Depressionen, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS), Störungen des Sozialverhaltens, Autismus-Spektrum-Störungen, Einnässen und Einkoten.
„Seit der Eröffnung vor 10 Jahren konnten jetzt schon viele Patienten vom Angebot unserer Tagesklinik am Herz-Jesu-Krankenhaus profitieren. Unter zusätzlichem Einschluss der Tageskliniken am Aschenberg und in Bad Hersfeld erfolgten in der Fachabteilung seit Beginn insgesamt weit über 2.000 Behandlungen. Das breite und zugleich individuelle Behandlungsangebot wird von den Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern gut angenommen“, sagt Chefarzt Privatdozent Dr. med. Frank Theisen.
Der Verlauf einer Behandlung: Positive Einstellung, Vertrauen und Kommunikation sind wichtige Bausteine im individuell zugeschnittenen Therapiekonzept
Bei Behandlungsbeginn ist es zunächst einmal ganz wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Vertrauen und eine positive Beziehung zu den Mitarbeitern sowie den anderen Patienten aufbauen können und sich wohlfühlen. Damit dies so gut wie möglich gelingt, bekommt jeder Patient eine/n Bezugsbetreuer/in, die/der ihm den Einstieg erleichtert und ihn über den Verlauf der gesamten Behandlung begleitet. In den ersten Wochen erfolgt eine ausführliche kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik, in der sowohl Stärken als auch Schwächen des Patienten erhoben werden. Auf Basis dieser Analyse wird ein individuell zugeschnittenes Konzept der Behandlung sowie ein interdisziplinärer Therapieplan erstellt. Während des tagesklinischen Aufenthalts wird jedes Kind und jede/r Jugendliche nach seinem persönlichen Entwicklungsstand und seiner Belastbarkeit individuell und störungsspezifisch gefördert.
Hierzu steht ein großes multiprofessionelles Behandlungsteam bereit, das sich aus Ärzten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychologen, Pädagogen, dem Pflege- und Erziehungsdienst sowie den Fachtherapeuten (Bewegungs- sowie Ergotherapie, Logopädie, Musiktherapie, Ernährungsberatung) und dem Sozialdienst zusammensetzt.
Multiprofessionelles Team ist essenziell für die Arbeit mit den jungen Patienten und Familien
„Das enge Teamwork liegt mir sehr am Herzen und ist essenziell in der Arbeit mit den jungen Patienten und ihren Familien“, sagt Chefarzt Privatdozent Dr. med. Frank Theisen, der die Leitung der Kinder- und Jugendpsychiatrie seit Beginn an bis heute innehat.
Die Beschulung während der tagesklinischen Aufenthalte erfolgt durch die angebundene Klinikschule St. Lioba. Hier werden alle Schulformen – von der Grundschule bis zum Gymnasium – von Lehrkräften sachkundig unterrichtet, jeweils in enger Abstimmung mit der Heimatschule.
Die Räumlichkeiten der Tagesklinik: von Therapieräumen, grünen Spielflächen bis hin zur großen Multifunktionshalle mit Kletterwand
Die Tagesklinik ist den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechend freundlich eingerichtet. Damit unterscheidet sie sich – wie die gesamte Abteilung – von dem Bild eines „klassischen“ Krankenhauses. Es stehen Räumlichkeiten für Einzel- und Familientherapie, Ergo- und Bewegungstherapie, Spielzimmer sowie große Gruppenräume und eine Küche für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung. Zusätzlich wird den Kindern ein großzügiger grüner Außenbereich mit verschiedenen Spielflächen und eine große Multifunktionshalle für eine Vielzahl an Bewegungs- und Spielmöglichkeiten angeboten. An der Kletterwand geht es für die Kids hoch hinaus, dort werden Kletter- und Sicherungstechniken vermittelt und die Kinder lernen beispielsweise Ängste zu überwinden und Vertrauen aufzubauen. Zudem stehen weitere freizeitpädagogische Angebote zur Verfügung inklusive Ausflügen in die Region.
Was bedeutet teilstationäre Behandlung?
Behandelt werden die Patienten teilstationär, das heißt wochentags in dem Zeitraum von 8:00 bis 16:30 Uhr. Regulär wird die Abholung von zu Hause genauso wie das Zurückbringen am Nachmittag durch einen Transportdienst organisiert. Mithilfe eines strukturierten Tagesablaufs in der Gruppe in Kombination mit abwechslungsreichen Angeboten und einigen Pflichten (z.B. Tisch- oder Blumendienst) verbindet sich das Erlernen psychischer und sozialer Kompetenzen mit der Übernahme von Verantwortung. Dabei richtet sich die Dauer des Aufenthaltes in der Tagesklinik nach Art und Schwere der vorliegenden Probleme und Erkrankung. Im weiteren Behandlungsverlauf wird dabei bereits ebenso die Zeit nach der Entlassung geplant, so werden bei Bedarf und Wunsch der Familie weiterführende therapeutische Maßnahmen empfohlen, wie die Fortsetzung der Behandlung im ambulanten Rahmen. Auch können Unterstützungsangebote der Jugendhilfe über den Sozialdienst eingeleitet werden und -wenn indiziert- der Heimatschulbesuch bereits von der Tagesklinik aus erprobt werden.
Die Anmeldung für eine Behandlung in der Tagesklinik
Eine Anmeldung für die Tagesklinik erfolgt meist über die Institutsambulanz der Abteilung durch die Sorgeberechtigten, kann aber auch nach Voranmeldung durch einen Facharzt oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten geschehen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Aufnahme ist die Bereitschaft der Eltern und des Patienten zur kontinuierlichen Mitarbeit im Behandlungsverlauf.
Die Zusammenarbeit aller Berufsgruppen unter der Leitung von Chefarzt Privatdozent Dr. med. Frank Theisen zeichnet sich durch weites Fachwissen im Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Psychotherapie und Psychosomatik bei Kindern und Jugendlichen aus. Auf hohem Standard werden die Kinder und Jugendlichen ihren Bedürfnissen und spezifischen Krankheitsbildern entsprechend fachgerecht multiprofessionell behandelt und umfassend versorgt.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Herz-Jesu-Krankenhaus will sich auch in Zukunft mit allen Mitarbeitern für die Verbesserung der psychischen Gesundheit und Lebensqualität von Kindern sowie Jugendlichen im ambulanten, teil- und vollstationären Bereich in der Stadt und im Landkreis Fulda sowie den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und dem nordöstlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises einsetzen.