Viele Menschen hatten den Eindruck, die Corona-Pandemie sei vorbei. Doch die Werte steigen wieder an – im Landkreis Fulda sogar ziemlich stark. Bundesweit meldet nur Potsdam mehr gemeldete Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohner. Über die Ursachen sind sich die Mediziner nicht einig.
Fulda – Mitte Januar waren die Fallzahlen im Landkreis Fulda so gering wie in keiner Woche des Jahres 2022. Die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen wurde am 2. Februar aufgehoben. Sie gilt nur noch in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen. Jetzt gehen die Zahlen wieder hoch – in ganz Hessen und besonders stark in Fulda. Auch Fuldas OB Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) meldete sich aufgrund einer Corona-Infektion krank.
Fulda: Zahl der Corona-Infektionen steigt nach Fastnacht stark an
Vize-Landrat Frederik Schmitt (CDU) erläutert die Entwicklung. Typischerweise bewege sich die Zahl der Infizierten wellenförmig: „Die aktuelle Corona-Inzidenz verläuft bislang vergleichbar wie die Inzidenzen der Corona-Welle im Dezember 2022. Auch in den Altersgruppen gibt es derzeit ähnliche Inzidenzen wie im Dezember: Es sind vor allem die 30- bis 60-Jährigen betroffen. Dies war auch im Dezember 2022 der Fall.“
Beide Wellen, also im Dezember 2022 und im Februar 2023, hätten deutlich geringere Inzidenzen als die in der Sommer- sowie Herbstwelle 2022. Schmitt erklärt: „Im Sommer und Herbst 2022 gab es zu Spitzenzeiten mehr als 3000 Fällen pro Woche, im Dezember 2022 und aktuell waren und sind es rund 900 Fälle pro Woche.“
Der Anstieg hat Folgen – auch für die Kliniken. „Aktuell behandeln wir mm Klinikum Fulda 50 Covid-Patienten auf der Normalstation, davon acht Patienten mit der Hauptdiagnose Covid, und zwei Patienten auf der Intensivstation mit der Hauptdiagnose Covid. Schwere Verläufe sind selten“, sagt Klinikum-Sprecherin Barbara Froese.
Im Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda berichtet Innere-Medizin-Chefarzt Prof. Dr. Bernd Kronenberger von aktuell erneut steigenden krankheitsbedingten Ausfälle beim Personal und wieder mehr Covid-19 Patienten im Krankenhaus. Kronenberger: „Insgesamt sind wir stark ausgelastet, aber noch nicht überlastet, sodass die Patientenversorgung unverändert gewährleistet ist. Die Lage im Krankenhaus ist im Augenblick gut handhabbar aufgrund von eingespielten Abläufen nach fast drei Jahren Corona-Pandemie.“
Hohe Corona-Inzidenzen: Gelockerte Schutzmaßnahmen können Auslöser sein
Was ist die Ursache des Anstiegs? Besucher von Fastnachtsveranstaltungen berichteten, dass einige Tage später ihre Corona-Warn-App eine kritische Begegnung bei der Feier meldete. Aber ein Beweis für den Zusammenhang zwischen Fastnacht und hohen Coronazahlen ist das noch nicht.
Herz-Jesu-Chefarzt Bernd Kronenberger sieht diesen Zusammenhang schon: „Der Anstieg hängt sicherlich mit den gelockerten Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum zusammen wie dem Wegfall der Maskenpflicht unter anderem in Bussen und Bahnen, daher ist bei dem Anstieg der Corona-Inzidenz auch ein Zusammenhang mit der Fastnacht gegeben.“
Vize-Landrat Frederik Schmitt sagt, für höhere Inzidenzen gebe es nie nur eine einzige Ursache, wie jetzt vielleicht die Fastnacht. Auch das Klinikum sieht den Zusammenhang eher nicht, sagt Sprecherin Barbara Froese: „Für einen direkten Zusammenhang zwischen dem aktuellen Anstieg der Inzidenz im Landkreis und den Fastnachtstagen wäre es zu früh. Denn die Inzidenz im Landkreis war bereits vor den Fastnachtstagen hoch.“ Auch die niedrige Inzidenz in den Fastnachts-Regionen Köln und Düsseldorf spreche gegen eine direkte Verbindung.
In Fulda wurde am Rosenmontag (20. Februar) der Besucherrekord von über 90.000 Fastnachtfans geknackt. Der erkrankte Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld wurde von einem Papp-Aufsteller für die Feierlichkeiten „ersetzt“.
Werte: Corona-Inzidenz (Covid-19-Fälle der vergangenen 7 Tage pro 100.000 Einwohner)
Höchstwerte in Deutschland
- Stadt Potsdam – 370,7
- Landkreis Fulda – 368,6
- Limburg-Weilburg – 308,5
- Weiden/Oberpfalz – 259,0
- Tirschenreuth – 238,7
- Vulkaneifel – 238,2
- Vogelsbergkreis – 215,8
Fastnachtshochburgen
- Köln – 175,2
- Mainz – 97,9
- Düsseldorf – 93,6
- Bundesschnitt: 109,3
Quelle: Robert Koch-Institut: Covid-19-Dashboard, Donnerstag, 23. Februar 2023
„Wegen der zeitlichen Verzögerung – von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome vergehen in der Regel fünf bis sechs Tage, anschließend nochmals zwei bis drei Tage, bis das Ergebnis des positiven PCR-Test Eingang in die Statistik findet – wäre frühestens am nächsten Wochenende mit einem Anstieg zu rechnen.“ Deshalb sei möglich, dass die Inzidenz noch weiter steigen wird.
Müssen sich die Menschen wegen der höheren Inzidenzen Sorgen machen? Das Klinikum und das Herz-Jesu geben vorsichtig Entwarnung. Das Klinikum warnt, die Pandemie sei zwar vorbei, aber das Corona-Virus sei nicht verschwunden, neue Varianten könnten Probleme bereiten. Aktuell schütze die Grundimmunität vor schweren Verläufen. Für die große Mehrheit der Bevölkerung bestehe deshalb kein Grund zur Sorge. In Einzelfällen könne es zu schweren Verläufen kommen, gerade bei alten Menschen und Risikopatienten.
Rein medizinisch bestehe aktuell kein Anlass zur Besorgnis, sagt auch das Herz-Jesu-Krankenhaus und verweist auf die hohe Immunität in der Bevölkerung. Um Infektionen zu vermeiden, rät es weiter zu Vorsichtsmaßnahmen wie dem Tragen von Masken in vollen Zügen und Bussen.
Artikel der Fuldaer Zeitung & Online: https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/fulda-corona-inzidenz-steigt-nach-fastnacht-stark-an-rosenmontag-pandemie-klinikum-92106288.html
Redaktion: Volker Nies
Stand: 24.02.2023