Oft ist es beim Brustkrebs so, dass der Tumor mit speziellen Strukturen ausgestattet ist, an die sich das weibliche Sexualhormon Östrogen anbinden kann. Man bezeichnet diese Tumore dann als „Östrogen-Rezeptor positiv“. Mit dieser Eigenschaft, die ¾ der Tumore tragen, ergibt sich eine gute therapeutische Möglichkeit: Die Tumorzelle ist nämlich auf einen Impuls des Östrogens über diese Rezeptoren angewiesen, um weiterzuwachsen. Doch wenn man verhindert, dass sich Östrogen an diese Bindungsstellen festsetzen kann, wird der Tumor förmlich „ausgehungert“ und kann sich nicht vermehren.
Nach den neuesten Leitlinien behandeln wir – je nach genauer Diagnose, Operationsergebnis und Lebensalter – wenn ein hormon-positiver Tumor gefunden wurde, mit Medikamenten, die verhindern, dass Östrogen an die Krebszelle gelangen kann.
Dazu gibt es generell zwei unterschiedliche Verfahren: Man kann sog. Aromatasehemmer einsetzen (diese verhindern die Produktion des Östrogens im Körper) oder aber mit der Gabe von Tamoxifen „nur“ die Hormonrezeptoren abdecken, sodass kein Östrogen mehr anbinden kann.
Welche der beiden Strategien für Sie die beste ist, diskutieren wir im Detail mit Ihnen. Auch hier ist es wichtig, Ihre generelle und ganz individuelle Situation für eine Therapieplanung zu berücksichtigen. Dabei unterstützen wir Sie auch –wenn Sie das möchten- bei Ihren Wünschen nach weiterführender Diagnostik. Wir beraten Sie auch gerne darüber, ob für Sie ein Gentest für die Tamoxifen-Wirkung sinnvoll sein kann.
(Diese Art von Gentest ist noch keine reguläre Kassenleistung).
Kontakt / Terminvereinbarung
Sekretariat Frauenklinik und Ambulanz
Telefon: 0661 / 15-2501
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Aktivierung des Tamoxifen durch ein Leberenzym
Tamoxifen ist eine sogenannte „Pro-Drug“. Dies sind Substanzen, deren eigentliche Wirkung als Arzneimittel erst dann einsetzt, wenn sie im Körper in eine aktive Form umgewandelt werden.
Das Tamoxifen muss – um gut wirken zu können – durch spezielle Eiweiße der Leber in das sog. „Endoxifen“ umgewandelt werden. Dieses ist dann die eigentlich aktive Form des Medikaments und wirkt mehr als 100-mal besser am Östrogen-Rezeptor als das Tamoxifen selbst. Den Umbau machen verschiedene Cytochrome (Leberenzyme), aber es ist immer ein spezielles Leberenzym, das Cytochrom CYP2D6, das eine Schlüsselrolle für die Qualität der kompletten Gesamtreaktion einnimmt.
Dieses Leberenzym verantwortet nicht nur den Umbau des Tamoxifen, sondern ist auch am Stoffwechsel von weiteren ca. 60 anderen Medikamenten beteiligt (diverse Schmerzmittel, Herz-Kreislauf-Medikamente, Antidepressiva sowie viele andere werden davon um- und abgebaut).
Leider ist dieses Cytochrom CYP2D6, welches das Tamoxifen in die aktive Form umwandeln muss, nicht bei jeder Patientin gleich gut aktiv: Es gibt verschiedene Varianten, die man in sich tragen kann und die eine unterschiedliche Enzymqualität haben. Während etwa die Hälfte der Menschen in Mitteleuropa eine ganz normale Funktion besitzen, hat die andere Hälfte der Bevölkerung ein Enzym, was entweder das Tamxoxifen viel zu schnell in Endoxifen umbauen würde (Gefahr für mehr Nebenwirkungen), oder das nur schlecht (oder sogar gar nicht) funktioniert: Bei diesen könnte das Tamoxifen nicht gut genug aktiviert werden, so dass dann ein Risiko besteht, dass die Therapie eventuell sogar unwirksam sein könnte. Vor diesem Risiko warnt auch die deutsche Zulassungsbehörde, das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) in der Fachinformation:
Auch wenn eine entsprechende Testung noch keine Kassenleistung ist, sondern oft von den Patientinnen selbst bezahlt werden muss, so ist eine solche Testung durchaus sinnvoll: Denn leider können wir unseren Patientinnen nicht einfach „an der Nasenspitze ansehen“, welche Variante sie in sich tragen, aber durch einen entsprechenden Gentest könnte dies bereits im Vorfeld einer Tamoxifentherapie herausgefunden werden.
Damit kann das persönliche Risiko für einen eventuellen Wirkungsverlust erkannt werden und wir können dann entsprechende Alternativtherapien mit Ihnen planen.