Osthessen-Zeitung: „Auch Familien in Verantwortung“ – Psychologe zu Social Media

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Fulda – Die Nutzung von sozialen Medien im Kindes- und Jugendalter ist ein heißgekochtes Thema. In Australien wurde jüngst ein Mindestalter von 16 Jahren festgesetzt. Nicht nur in Schulen gibt es Debatten darüber, sondern auch bei Therapeuten und Psychologen. Dipl.-Psych. Dr. phil. Oliver Nass aus dem Fuldaer Herz-Jesu-Krankenhaus möchte zur Regelung in Australien erste Ergebnisse und Effekte abwarten, weist aber generell darauf hin, dass Themen wie Mediensucht schon früher behandelt werden könnten und sollten.

Wie aus der Literatur zu entnehmen sei, ergaben sich bereits vor über zehn Jahren „negative Auswirkungen der Nutzung auch sozialer Netzwerke für Jugendliche“, zunächst vorwiegend weiblicher, sagt Dipl.-Psych. Dr. phil. Oliver Nass, Leitender Psychotherapeut der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda. Er bezieht sich dabei unter anderem auf eine Pinta-Studie (Prävalenz der Internetabhängigkeit, Rumpf, 2011). Negative Folgen durch die Nutzung von Social Media seien im Anschluss mehrfach repliziert, vorwiegend aufgrund von exzessiver Nutzung, besagen wiederum DAK-Studien.

„Aktuell wurde medienübergreifend, unter anderem im Hessischen Rundfunk, von einer neuen Studie der Internetplattform TikTok® berichtet, wonach die Ergebnisse darauf hindeuten, dass es deutliche negative Auswirkungen im Bereich Selbstbild gerade auf jüngere, vorwiegend weibliche Jugendliche gibt, so dass der Betreiber erwägen würde, die Nutzung von sogenannten „Filtern“ zur Überarbeitung von Bildmaterial für unter 16 Jährige zu unterbinden“, sagt Oliver Nass zum Thema und bilanziert: „In der Summe zeigen die letzten Jahre seit Einführung des Smartphones also deutlich auch negative Effekte durch die Nutzung von Social Media“.

Der pathologische Medienkonsum sei nach wie vor ein großes Thema, auch bei der Behandlung psychiatrischer Patient:innen, so Nass. Dabei geht es um eine Verhaltensauffälligkeit, bei der das soziale Umfeld vernachlässigt wird. Das schließe auch Social Media mit ein. „Für die Jugendlichen ist es im Allgemeinen ein großes Thema – gerade vor dem Hintergrund der Zunahme des Mediennutzungsverhaltens während der Pandemie und danach“, erklärt Nass.

Zur Einführung eines Mindestalters, wie aktuell in Australien, gibt der Experte des Herz-Jesu-Krankenhaus an: „Auch jetzt schon besteht ein Mindestalter von zwölf Jahren für die Nutzung unter anderem von WhatsApp aber auch den anderen Plattformen“. Generell gehe es spätestens mit Wechsel auf die weiterführenden Schulen, also Beginn der fünften Klassen, um eine verstärkte gesamt gesellschaftliche Förderung von Mediensouveränität bei Kindern und Jugendlichen, findet Nass, „wobei nicht nur die Schulen, sondern auch die Familien bei einer Umsetzung in der Verantwortung stehen“, so der Psychotherapeut weiter: „Ob das jetzt verabschiedete Verbot in Australien bis zum Alter von 16 Jahren positive Effekte bewirken kann, bleibt abzuwarten. Hierzu sind ja bisher keine belastbaren Daten verfügbar“.

 


Den vollständigen Beitrag unter Osthessen Zeitung: https://www.osthessen-zeitung.de/einzelansicht/news/2024/dezember/auch-familien-in-verantwortung-psychologe-zu-social-media.html 
Redaktion: Osthessen Zeitung
(Stand: 27.12.2024)