OsthessenNews: Erste eigene Alterstraumatologie-Abteilung in der Region

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Station Katharina im Herz-Jesu-Krankenhaus
Einen gebrochenen Knochen nach einem Sturz hatten bestimmt schon viele unter uns. Doch mit zunehmendem Alter werden die Behandlungsansprüche immer größer. Um den Patienten ideale Behandlungsresultate zu ermöglichen, hat das Herz-Jesu-Krankenhaus nun eine eigene und bereits zertifizierte Abteilung für Alterstraumatologie.   

Egal ob jung oder alt, nach einem Sturz kann es schnell zu einem Knochenbruch führen, die Folge: Ein Krankenhaus-Aufenthalt. Doch während bei Jüngeren beispielsweise ein Schenkelhalsbruch eher seltener ist und häufig erst in Folge eines schweren Autounfalles oder eines Sturzes aus mehreren Metern Höhe auftritt, kann dieser Bruch bei älteren Menschen schon nach einem kleinen Sturz auftreten. Einer Statistik zufolge stürzt jeder zweite über 80-Jährige mindestens einmal im Jahr. Zwar ist nicht jedes Mal mit einem Knochenbruch zu rechnen, doch immerhin bei fünf Prozent.

Die Sturzfolgen müssen bei Älteren gut erkannt und mit besonderem Augenmerk behandelt werden. „Daher hat man sich dazu entschlossen, Unfallchirurgen mit Geriatern eng zusammenarbeiten zu lassen“, erklärt Dr. med. Martin Klek, Chefarzt der Geriatrischen Inneren Medizin und Rheumatologie. Durch das Alterstraumatologische Zentrum, kurz „ATZ“, können ältere Patienten mit spezifischen (Vor-)Erkrankungen, Verletzungen sowie komplexen Krankheitsbildern, also einer „Multimorbidität“, entsprechend bestmöglich behandelt werden.

Team aus Unfallchirurgen und Geriatern

In den vergangenen Jahren hat eine wissenschaftliche Studie ergeben, dass die Behandlungsergebnisse bei hüftnahen Oberschenkelbrüchen älterer Menschen besser ausfallen, wenn die Betreuung durch Unfallchirurgen in enger Zusammenarbeit mit Geriatern erfolgt. Dies führte zur Festlegung einer bundesweit gültigen neuen Behandlungsrichtlinie. Bereits im November 2020 hat sich ein Team im Herz-Jesu-Krankenhaus zusammengeschlossen und die Station „Katharina“ in eine Station mit Schwerpunkt Alterstraumatologie umgewandelt. „Die Station befindet sich bewusst im Erdgeschoss des Krankenhauses, um in der Phase der Remobilisation den Patienten mit ihren behandelnden Physio- und Ergotherapeuten die optimale Fläche für Kräftigungs-, Bewegungs- und Ausdauerübungen zuteilwerden zu lassen“, betont Sandra Beardi, Oberärztin und Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.  

„Die eigene Abteilung ermöglicht uns, unsere Patienten individuell hervorragend zu versorgen, denn so können alle Beteiligten ihr Wissen und Können zusammenbringen“, so Dr. Klek. Doch nicht nur der organisatorische Aufwand spielt eine große Rolle, denn auch das Pflegepersonal stößt in dieser Abteilung auf andere Herausforderungen, als es in rein unfallchirurgischen Abteilungen der Fall ist. „Die Pflege muss altersmedizinisch orientiert sein, denn bei älteren Patienten kann es nach Unfällen und Operationen beispielsweise zu Verwirrtheit kommen, in deren Zusammenhang sie sich nicht an die therapeutischen Vorgaben halten. Da benötigt es für Pflegekräfte spezielle Kenntnisse, um effektiv damit umgehen zu können“, erklärt Oberarzt Dirk Hoffmann, Internist und Geriater.  

Welche Patienten gehören in die Alterstraumatologie?

Für die Entscheidung, welcher Patient in der Abteilung für Alterstraumatologie behandelt wird, wurde bereits ein standardisiertes Score-Verfahren entwickelt. „Jeder gestürzte Patient, der über 70 ist und in die Klinik kommt, wird einem Screening unterzogen“, so Dr. Klek. Die in diesem hier angewandten Screening gestellten Fragen über den Gesundheitszustand des Patienten geben Auskunft darüber, ob der Patient im Alterstraumatologischen Zentrum (ATZ) behandelt werden muss oder nicht.

Meistens betrifft es Oberschenkelbrüche, Schulterbrüche, Wirbelkörperbrüche, Beckenbrüche oder Brüche um eine schon vorhandene Hüft- oder Knieprothese. „Umso wertvoller ist es, für eine optimale Therapie ebenso ein zertifiziertes EndoProthetikZentrum am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda zu haben, das gewebeschonende und minimalinvasive Operationsmethoden einsetzt, die individuell auf den Patienten angepasst sind.“ Die anschließende Versorgung nach einem Eingriff erfolgt schließlich weiter in enger Abstimmung zwischen Medizin und Pflege. Zu Beginn wurde mit 10-15 Betten in der Station geplant, doch kurzerhand auf 22-24 Betten aufgestockt, da der Bedarf enorm ist. 

    
Hüftfraktur vor und nach operativer Versorgung im ATZ

Während junge Menschen eine viel schnellere Genesungszeit aufweisen, kann es bei älteren deutlich länger dauern. „Die Länge des Aufenthalts wird nicht nur durch die Sturzfolgen, sondern in vielen Fällen durch die bestehenden Begleiterkrankungen der älteren Menschen beeinflusst“, so Oberarzt Dirk Hoffmann. Dementsprechend bleiben die Patienten im ATZ in der Regel etwa 3 Wochen auf der Station.

So wird in dieser speziellen Abteilung für ältere Patienten das Gesamtbild betrachtet und es werden neben dem Knochenbruch auch Nebenerkrankungen wie Diabetes, Parkinson, verminderte geistige Leistungsfähigkeit, Nieren- oder Herzschwäche mitbehandelt, die häufig bei der Generation 70+ auftreten. „Unfallchirurg und Geriater legen daher im persönlichen Austausch den Behandlungsplan jedes einzelnen Patienten individuell fest und stimmen ihn mit dem gesamten alterstraumatologischen Team ab.“ Zu dieser besonderen alterstraumatologischen Behandlung gehören als weitere Berufsgruppen des Krankenhauses Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen oder Logopäden sowie der Sozialdienst, die Hand in Hand mit den behandelnden Ärzten und der Pflege zusammenarbeiten.

Ziel der Behandlung ist die Beibehaltung der Fitness

„Die Idee hinter einer Behandlung ist es, den Patienten nach einem Unfall wieder auf das Aktivitätsniveau zu bringen, auf dem er auch vor dem Unfall war. Der jüngere Patient startet bei voller Fitness und möchte danach auch wieder dorthin. Der ältere Patient startet oftmals schon bei einer deutlichen Einschränkung und steht vielleicht gerade kurz vor einer Hilfsbedürftigkeit, dies wollen wir vermeiden. Wir wollen wieder die bestmögliche Alltagsselbstständigkeit erreichen. DAS ist unsere Aufgabe“, erklärt Dr. med. Jörg Beardi, Chefarzt Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin. 

„Bisher bedeutete ein Sturzereignis mit Knochenbruch bei einem älteren Menschen häufig eine Verschlechterung der Lebenssituation mit Verlust der Alltagsselbstständigkeit, sodass oft vermehrte Unterstützungsbedürftigkeit von außen oder gar eine Heimunterbringung notwendig wurde. Im gemeinsamen Team aus Unfallchirurgen und Geriatern haben wir uns in der Alterstraumatologie zum Ziel gesetzt, durch gute Remobilisation, körperliche Aktivierung und Stabilisation der Begleiterkrankungen den älteren Patienten größtmögliche Lebensqualität und ein selbstbestimmtes Leben zurückzubringen.“

Den vollständigen Beitrag von Laura Walter unter Osthessen News: https://osthessen-news.de/n11663941/erste-eigene-alterstraumatologie-abteilung-in-der-region.html?fbclid=IwAR0xI3gkpdN-j8LUtMvFTBucY7eBDn41xLeUd1k6KICm_ImTrvAq7NWz_oY
(Stand: 25.02.2022)