OsthessenNews: Kreislaufkollaps – Prävention, Verhalten im Notfall, Tipps

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Saisonal hohe Belastung

Wenn die Temperaturen steigen und das Wetter stabiler ist, finden wieder zahlreiche Veranstaltungen statt. Menschen schauen zu, stehen stundenlang in der Hitze – plötzlich geht jemand zu Boden. Kreislaufkollaps! Was jetzt?

„Zuerst einmal gilt es, Ruhe zu bewahren”, erklärt Prof. Dr. med. Bernd Kronenberger, Facharzt für Klinische Akut- und Notfallmedizin, „Wenn jemand ‚umkippt‘, wie das landläufig genannt wird, sollte die Person flach auf den Boden gelegt werden, die Füße etwas höher gelagert. Bitte Atmung und Puls kontrollieren. Nicht vorhanden? Dann ist eine Herzdruckmassage die richtige Reaktion, außerdem sollte man einen Rettungswagen anfordern. Kreislauf vorhanden? Gut. Ist die Person ansprechbar? Fragen Sie nach, wie sie sich fühlt. Schwindel, Übelkeit, Tunnelblick, das berühmte „Sternchen sehen” sind vorerst gute Zeichen. Teilweise Lähmungen, unkoordinierte Bewegungen sind nicht gut – bitte sofort einen Rettungswagen anfordern.” Neben sportlichen Veranstaltungen werden die Einsatzkräfte häufig zu Sommerfesten, Konzerten oder während der Fastenzeiten zu bewusstlosen Personen gerufen.

Kreislaufkollaps kann verschiedene Ursachen haben

Gerade bei höheren Temperaturen und bei öffentlichen Veranstaltungen können hinter einem Kreislaufkollaps gut behandelbare Ursachen wie Flüssigkeitsmangel, zu wenig Schlaf oder das vergessene Frühstück stecken. Aber auch ernsthafte Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern, Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans und andere ernste Ursachen können dahinter stecken. Damit diese nicht unentdeckt bleiben, rät Prof. Dr. Kronenberger dazu, einen Kreislaufkollaps immer medizinisch abklären zu lassen. Wie dringend das ist, hängt stets von den Umständen ab. Hier sind Begleitpersonen gefragt, die die kollabierende Person genau beobachten sollten, um die Informationen an Rettungskräfte weitergeben zu können.

Die Begleitumstände werden allgemein als „drei P” beschrieben: Prodromalstadium (Vorwarnzeichen, Position und Provokation. Das ist damit gemeint:

  • Prodromalstadium (Vorwarnzeichen): Kündigt sich der Kreislaufkollaps an? Verspürt die Person Übelkeit, Schwindel, ein eingeschränktes Sichtfeld (Tunnelblick), sieht Lichtflecken oder –blitze, bemerkt sie eine nachlassende Wahrnehmung (kann auch das Gehör oder den Geruchssinn betreffen) oder eine Verlangsamung der Zeit? Manchmal kündigt sich die in der Medizin als ‚Synkope‘ bezeichnete Ohnmacht auch durch Schweißausbrüche oder Frieren an.
  • Position: Tritt der Ohnmachtsanfall beim Aufstehen (aus dem Sitzen, Liegen oder Hocken) auf, oder während die Person liegt, oder bei voller Leistung im Sport?
  • Provokation: Gibt es einen Auslöser? Auslöser können alle möglichen Dinge sein, von Flüssigkeitsmangel über bestimmte Nahrungsmittel und Gerüche bis hin zu Medikamenten, Stress, Schlafmangel, Infektionen und Verletzungen oder auch Toilettengang.

Diese drei scheinbar einfachen Informationen helfen, den Kreislaufkollaps einzuordnen und geben Hinweise, was medizinisch abgeklärt werden muss:

  • Prodromalstadium (Vorwarnzeichen): Eigentlich gutes Zeichen, deutet auf einen kurzfristigen Aussetzer ohne tiefere Ursache hin. Insbesondere, wenn die Person nicht komplett kollabiert, sondern sich selbst setzt oder hinlegt und ansprechbar bleibt (also nicht bewusstlos wird).
  • Position: Wer sich aus einer liegenden oder sitzenden Position in den Stand begibt, belastet in diesem Moment den Kreislauf stark. Ein Kollaps ist in diesem Moment meist nur eine Folge dieser plötzlichen hohen Belastung. Wer allerdings im Liegen ohnmächtig wird oder (als Sportler) unter voller Belastung, sollte notfallmedizinisch behandelt werden. Und zwar sofort.
  • Provokation: Ist ein Auslöser erkennbar, ist das Problem sozusagen schon erkannt und kann behoben werden.

Verhaltenstipps: Das ist im Notfall wichtig!

In den meisten Fällen ist eine Synkope harmlos, auch wenn der Schreck bei Betroffenen und Begleitpersonen oft groß ist. Prof. Dr. Kronenberger ist wichtig, dass die nach Schätzungen etwa fünf Prozent ernste Fälle wirklich festgestellt und adäquat behandelt werden: „Kammerflimmern oder Herzrhythmusstörungen können einen Ohnmachtsanfall auslösen. Es kann aber auch sein, dass die nächste Störung einen plötzlichen Herztod auslöst. Sowohl Kammerflimmern als auch Herzrhythmusstörungen sind behandelbar – wenn sie bekannt sind! Deshalb ist es so wichtig, dass bei einer Synkope die Ursachen gefunden werden.”

Wer einen Ohnmachtsanfall miterlebt, sollte der betroffenen Person helfen, sich hinzulegen und die Beine hochzulagern. So muss das Herz weniger arbeiten, um die Durchblutung des Gehirns und der lebenswichtigen Organe sicherzustellen, denn die Schwerkraft hilft mit. Gerade an warmen Tagen ist es sinnvoll, Wasser anzubieten, wenn die Person ansprechbar ist. Zuckerhaltige Getränke oder Lebensmittel sollten nur angeboten werden, wenn die Person bekannt ist und man sicher weiß, dass keine Diabeteserkrankung vorliegt. Bei insulinpflichtigen Diabetikern muss natürlich auch an die Unterzuckerung gedacht werden, bei der Zuckergabe die richtige Notfalltherapie darstellt. Bei einer nach den oben genannten Kriterien als vermutlich harmlos eingestuften Ohnmacht muss auch nicht sofort der Rettungswagen gerufen werden. Trotzdem rät Prof. Dr. Kronenberger dazu, in den nächsten Tagen in der Hausarztpraxis vorstellig zu werden und nach den Ursachen zu suchen.

Deuten die genannten Fragestellungen eine ernstere Ursache an oder kann man die Fragen schlicht nicht beantworten, sollte der Rettungsdienst eingeschaltet werden. In der Notaufnahme werden zuerst etwaige oberflächliche Verletzungen versorgt, anschließend sucht man nach den körperlichen Ursachen. Das kann schnell gehen, wenn die Betroffenen alle nötigen Informationen parat haben. In der Realität dauert aber meist länger, weil Informationen über Vorerkrankungen und Medikamente fehlen, die erst eingeholt werden müssen. Tipp: Mit der e-Patientenakte und einem sorgfältig ausgefüllten Notfallpass geht es schneller!

Für den Notfall gut ausgerüstet: e-Patientenakte, Notfallpass Smartphone

„Oft können uns die Patienten in der Notaufnahme nicht sagen, welche Vorerkrankungen sie haben, welche Medikamente sie nehmen. Um schnell handeln zu können, brauchen wir den genauen Medikamentennamen, möglichst exakte Vorbefunde. Hier hoffen wir auf die e-Patientenakte. Schalten Patienten die Akte frei, verbessert das die Notfallversorgung enorm! Denn dann müssen wir nicht Hausärzte und Fachkollegen kontaktieren, um an die Informationen zu kommen, sondern können uns sofort um den Patienten kümmern.”

Aber auch anders können die Notfallmediziner entlastet und informiert werden. Smartphones verfügen über den sogenannten Notfallpass. Beim iPhone ist der Notfallpass in der Health-App versteckt, bei den Android-basierten Geräten der verschiedenen Hersteller unter „Einstellungen” -> „Sicherheit und Notfälle” -> „Medizinische Daten” oder „Sicherheit” -> „Notfall-SOS”.

„Wir benötigen nicht viele Angaben. Vorerkrankungen, insbesondere Sachen, die den Blutdruck, Diabetes, neurologische Erkrankungen, Lungenerkrankungen, Gefäßkrankheiten betreffen, OPs und Medikamente – das reicht!” erklärt Prof. Dr. Kronenberger.

Ist der Notfallpass einmal eingerichtet, kann er leicht über den Sperrbildschirm von Ersthelfern im Notfall aufgerufen werden. Einfach mal ausprobieren: Bei der Passwortabfrage (Sperrbildschirm) auf „Notruf” tippen und dann auf „Notfallpass”. Übrigens können hier auch Notfallkontakte hinterlegt werden, also Personen, die Falle eines Notfalls informiert werden sollten.


Den vollständigen Beitrag unter Osthessen News: https://osthessen-news.de/n11776193/kreislaufkollaps-pravention-verhalten-im-notfall-tipps.html
Redaktion: Melanie Weber – OsthessenNews
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(Stand: 11.07.2025)