Der CT-Wert, englisch für cycle threshold, gibt an, nach wie vielen Vermehrungszyklen die sogenannte Echtzeit-Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ein positives Ergebnis liefert. Einfacher formuliert, ob ein Coronavirus-Infizierter ansteckend ist. Das Grundprinzip ist, dass ein bestimmter viraler Genabschnitt markiert und solange kopiert wird, bis er nachgewiesen werden kann. Es gilt, je niedriger der CT-Wert ist, desto weniger Zyklen werden benötigt und desto höher ist die Konzentration der ursprünglichen viralen Erbinformation. Die Aussagekraft des CT-Wertes ist bei SARS-CoV-2 leider eingeschränkt, da die Abstrichmenge bei der Entnahme stark schwankt je nach Art, Zeitpunkt und Qualität der Probenentnahme. Daher kann der CT-Wert nur als Orientierungswert verwendet werden. Ganz grob entspricht ein CT-Wert über 30 einer niedrigen Infektiosität.
Die Polymerase-Kettenreaktion als Indikator ist sehr genau, daher können Mutationen des Virus auch Auswirkungen auf das PCR-Ergebnis haben. Für die Diagnostik werden aber bewusst Genabschnitte in den Fokus genommen, in denen Mutationen sehr selten sind. Mutierte Viruslinien können daher weiter mit der Standard-PCR nachgewiesen werden.
Aktuell steigen die Infektions- und Todeszahlen und neue mutierte Viruslinien stellen eine Bedrohung dar. Die Krankenhäuser sind am Limit. Ich persönlich erlebe täglich viele schwere Schicksalsschläge durch COVID-19. Daher bin ich von der Notwendigkeit der Lockdown-Maßnahmen überzeugt und sehe die Impfung als die erste wirkliche medizinische wirksame Maßnahme gegen eine COVID-19-Erkrankung. Trotz überzeugender bislang vorliegender Studiendaten warne ich vor falschen Erwartungen, da die Impfung nur das Risiko für Neuinfektionen senkt, diese aber nicht vollständig verhindern kann. Daher ist der Impferfolg, erst einmal an eine niedrige Neuinfektionsrate und an Shutdown-Maßnahmen geknüpft.
Die Immunität nach durchlebter SARS-CoV-2-Infektion ist schwer nachzuweisen. Eine aufwändige immunologische Studie konnte zeigen, dass auf zellulärer Ebene noch 8 Monate nach überwundener Infektion eine starke Immunität vorliegt. Diese Daten sind ermutigend, steigende Fallzahlen belegen jedoch, dass die Grundimmunität in der Bevölkerung für eine Eindämmung leider noch nicht ausreicht und daher weiter umfassende Schutzmaßnahmen sowie deren konsequente Einhaltung nötig sind.
Kommentar von Prof. Dr. med. Bernd Kronenberger, Chefarzt der Inneren Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Kardiologie am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, für die Fuldaer Zeitung am 15.01.2021