Der OP wird grün: Herz-Jesu-Krankenhaus ist Vorreiter bei der klimafreundlichen Narkose

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  • Erstmalig Wiederaufbereitung von Narkosegasen möglich
  • 99% der Narkosegase gelangen nicht mehr in die Atmosphäre
  • Klimaschutz und medizinische Vorteile werden vereint

Das Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda geht neue Wege im Klimaschutz. Erstmalig ist es gelungen, treibhausrelevante Narkosegase – sogenannte volatile verdampfende Anästhetika – während der OP zu 99 % aufzufangen und Narkosen damit klimafreundlicher zu machen.


Unter Leitung des Chefarztes der Anästhesie, postoperative Intensiv- und Schmerztherapie Dr. med. Rüdiger Hacker und seinem Team wird derzeit ein neues Verfahren im Rahmen eines Pilotprojektes erprobt, welches dem Klima in mehrfacher Weise nutzt:

  1. Klimaschädliche Emissionen werden reduziert und Narkosegase gelangen nicht mehr in die Atmosphäre, da sie aufgefangen und wieder aufbereitet werden. Auf diese Weise verringert sich der CO2-Fußabdruck mit jeder Narkose.
  2. Volatile Anästhetika sind damit die ersten Arzneimittel, die zukünftig wiederverwendet werden können.
  3. Die eingesetzten Ressourcen für die Arzneimittelproduktion reduzieren sich beträchtlich, was wiederum Energie und Abfall spart.

Das Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda ist damit Vorreiter bei der klimafreundlichen Narkose und der nachhaltigen Wiedergewinnung von Narkosegasen.

Medizinische Vorteile patientenschonender Anästhetika vereint mit Klimaschutz
Volatile Anästhetika belasten zwar in vielen Fällen das Klima in unterschiedlicher Intensität, aber sie sind medizinisch hoch wirksam und für den Patienten sehr schonend, da sie über die Lunge aufgenommen und zum größten Teil auch wieder unverändert über diese ausgeschieden werden. Selbst Hochrisikopatienten erholen sich dank der jahrzehntelang erprobten und bewährten Anästhetika rasch und sicher. „Durch die klimafreundliche Narkose bleiben Anästhesisten diese Narkoseoptionen auch künftig erhalten, ohne auf machbare Maßnahmen zum Klimaschutz verzichten zu müssen,“ unterstreicht Dr. Hacker.

So funktioniert das Kreislaufsystem der klimafreundlichen Narkose

Allein in Deutschland werden rund 17 Mio. Narkosen pro Jahr durchgeführt. Bislang wurden am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, wie in den meisten Operationssälen weltweit, die vom Patienten ausgeatmeten Anästhetika direkt am Narkosegerät abgesaugt und an die Außenluft – also in die Atmosphäre – abgegeben.

 

 

 

Bei der klimafreundlichen Narkose werden die ausgeatmeten Narkosegase nicht länger an die Umwelt abgegeben, sondern über ein zusätzliches Aktivkohle-Filter-System, welches direkt mit dem Narkosegerät verbunden ist, zu 99 % aufgefangen und gesammelt. Im nächsten Schritt werden die Filter der Wiedergewinnung zugeführt. Die aufbereiteten Narkosegase behalten ihre volle Wirksamkeit und Qualität, so dass sie bei Patienten sicher eingesetzt werden können.

Zusätzlich wird das in den Filtern eingesetzte Aktivkohle-Granulat sowie alle anderen Verbrauchsartikel aufbereitet. Diese Wiedergewinnung der Narkosegase, ebenso wie die Herstellung der Filtersysteme finden ausschließlich in Deutschland statt, womit lange Transportwege entfallen und hohe Sicherheitsstandards gewährleistet sind.

Emissionen von Narkosegasen weltweit
Der Gesundheitssektor verursacht weltweit etwa 4,4 % des CO2-Ausstoßes (C02-Äquivalent) durch Müll, Energieverbrauch und Narkosegase. Von den klimaschädlichen Emissionen eines Krankenhauses entfallen circa 5 % auf Anästhesiegase, wie eine britische Untersuchung zeigt.

Die für die Narkose eingesetzten „volatilen Anästhetika“ sind (zu den medizinischen Vorteilen) gleichzeitig langlebige halogenierte Kohlenwasserstoffe. Zu dieser Gruppe gehören auch Desfluran, Sevofluran und Isofluran. Ihr Anteil am weltweiten Treibhauseffekt beträgt 0,08%. „Auch, wenn dies auf den ersten Blick sehr gering erscheint, steht es der Medizin gut zu Gesicht beim Klimaschutz Verantwortung zu zeigen und diese Klimabelastungen zu reduzieren,“ ist Dr. Hacker überzeugt.

Angesichts des rasanten medizinischen Fortschritts sowie steigender Lebenserwartungen wird auch künftig ein hoher Bedarf an patientenschonenden Anästhetika erwartet. Die Technologien für eine klimafreundliche Narkose in Verbindung mit der nachhaltigen Wiedergewinnung von Narkosegasen sind dazu heute schon vor-handen, die zudem einfach in Prozesse einzubinden sind.

Die Initiative umweltengagierter Gesundheitsunternehmen, zu der auch Baxter und ZeoSys Medical gehören, erprobt auf freiwilliger Basis die nachhaltige Wiedergewinnung von Narkosegasen, um Klimaschutz und medizinische Vorteile zu vereinen.