Deutschlandweit steigen die Corona-Fälle. Nun wird die Forderung laut, künftig auf die Quarantänepflicht zu verzichten. Die für das Gesundheitswesen zuständigen Institutionen im Kreis stehen hinter der Forderung.
Fulda – Wer positiv auf Covid-19 getestet wird, soll sich künftig nicht mehr automatisch für fünf Tage isolieren müssen. Zumindest wenn es nach den Gesundheitsministern der Bundesländer Hessen, Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg geht. Sie fordern, dass jeder positiv Getestete verpflichtet werden soll, eine FFP2-Maske zu tragen. Wer sich nicht krank fühlt, der dürfe – im Sinne der Eigenverantwortung – selbst entscheiden, ob es angebracht ist zuhause zu bleiben oder nicht.
Corona: Klinikum und Kreis Fulda befürworten Ende der Isolationspflicht
Dieses Ansinnen befürwortet Dr. Thomas Menzel, Vorstandssprecher des Klinikums Fulda: „Vor dem Hintergrund dramatisch ansteigender Zahlen bei den Covid-Patienten in den Krankenhäusern begrüßen wir den Vorschlag der Gesundheitsminister“, erklärt Menzel und warnt: „Durch die Isolierung der positiv getesteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird in den nächsten Tagen und Wochen in vielen Bereichen der Krankenhäuser die Versorgung gefährdet werden“.
Mitarbeiter, die sich infiziert hätten, aber nicht ernst erkrankt seien, sollten unter strenger Beachtung aller Hygiene-Maßnahmen eingesetzt werden können, meint der Vorstandssprecher. Wie das Klinikum gegenüber unserer Zeitung erklärt, sind derzeit über neun Prozent der Mitarbeiter krank – die höchste Krankheitsquote seit 2012.
Wie Menzel unterstützt auch der Landkreis Fulda das Ansinnen der Landesgesundheitsminister, erklärt Pressesprecherin Leoni Rehnert. Bereits jetzt sei es möglich, Beschäftigte der kritischen Infrastruktur mit positivem Testergebnis von der Quarantänepflicht zu befreien, führt Rehnert aus. Dies sei derzeit allerdings nur auf Antrag im Einzelfall möglich, etwa wenn es durch Quarantäneanordnungen zu Personalengpässen in den jeweiligen Einrichtungen komme, erläutert sie weiter.
„Vor diesem Hintergrund wäre eine generelle Regelung zur Aufhebung der Isolations-Pflicht für Einrichtungen der kritischen Infrastruktur eine deutlich unbürokratischere, schnellere und effizientere Lösung – gerade im Hinblick auf die wieder steigenden Fallzahlen“, fasst Rehnert zusammen.
Fulda: Ende der Isolationspflicht? Chefarzt befürchtet mehr Ausbrüche
Differenzierter sieht Prof. Dr. Bernd Kronenberger, Chefarzt am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda die Situation und nimmt auch die Risiken in den Blick. Wie Kronenberger erklärt, stehe hinter der Forderung, die Isolationspflicht abzuschaffen, der Wunsch nach weniger Krankmeldungen und gibt zu bedenken, dass „bei einer pauschalen Abschaffung der Quarantäne-Pflicht, dieses Ziel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erreicht werden wird“. Gerade im beruflichen Bereich und in Schulen könne es zu mehr Ausbrüchen kommen, meint er.
Seine Einrichtung verzeichnet, wie viele andere Kliniken derzeit, eine zunehmende Anzahl von Krankheitsausfällen, unter anderem wegen der dauerhaft enormen Belastung des Personals. Genaue Zahlen nannte das Krankenhaus auf Anfrage nicht.
Kronenberger fordert daher ein differenzierteres Vorgehen, dass sich an den drei Faktoren Immunstatus, Symptomatik und Erkrankungsdauer orientiert – verbunden mit einer Maskenpflicht. Zudem müssten die medikamentösen Möglichkeiten beispielsweise in Form des Medikaments Paxlovid, ein Präparat, das die Infektiosität und die Krankheitsdauer reduziert, ausgeschöpft werden, wünscht sich der Chefarzt.
Kronenberger befürchtet bei einer Aufhebung der Quarantäne-Pflicht, dass die Besucher des Klinikums das Personal anstecken könnten, was wiederum die Patienten anstecken könnte. Dieser Einschätzung widerspricht Menzel und erklärt, dass eine Übertragung von SARS-CoV-2 vom Personal auf die Patienten in den hessischen Krankenhäusern bisher nur in wenigen Einzelfällen nachgewiesen worden sei.
Den vollständigen Beitrag unter Fuldaer Zeitung: https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/fulda-isolationspflicht-corona-klinikum-ende-thomas-menzel-landkreis-hessen-91854822.html
Redaktion: Max Wenisch
(Stand: 18.10.2022)