Fuldaer Zeitung: Revolution im Gesundheitswesen? Das halten Kliniken in der Region von der Krankenhausreform

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Überlastete Pflegekräfte, lange Wartezeiten für Patienten, enormer Kostendruck und unsinnige Fallpauschalen: In vielen Krankenhäusern ist die Lage nicht erst seit Corona brisant. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Kliniken nun stärker von wirtschaftlichem Druck lösen. Was halten hiesige Häuser davon?

LAUTERBACHS KLINIK-REFORM

„Wir haben das Gleichgewicht verloren zwischen Medizin und Ökonomie“, sagt Lauterbach. Das jetzige System betone „billig und Menge“. Man könne in Kliniken aber nicht mit den Regeln wie im Lebensmitteldiscounter agieren. Mit dem Gesetz beginne „nicht weniger als eine Revolution“.

Herz-Jesu-Krankenhaus: Keine Lösung für Finanzprobleme

„Grundsätzlich begrüßen wir, dass mittlerweile auch im Bundesgesundheitsministerium die Erkenntnis gereift ist, die Krankenhausversorgung einer dringend notwendigen grundlegenden Reform zu unterziehen, um den massiven ökonomischen Druck von den Krankenhäusern zu nehmen. Sollte dies allerdings nicht gelingen, so wird die Versorgung bundesweit in vielen Regionen nicht mehr ausreichend gewährleistet werden können“, erklärt Michael Sammet, Geschäftsführer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda.

Positiv an den Reformvorschlägen sei die von den Krankenhäusern schon seit Jahren geforderte Finanzierung der Daseinsvorsorge, um die notwendige patientenorientierte, effiziente
Krankenhausversorgung gewährleisten zu können. Eine praktikable Lösung für die „aktuelle desaströse finanzielle Situation vieler Krankenhäuser in Deutschland“ biete die Reform jedoch nicht, bemängelt Sammet. Er befürchtet, dass ohne eine Lösung einige Häuser die Versorgung vielerorts nicht mehr aufrecht erhalten könnten. „Ebenso enthalten die Reformvorschläge
nahezu gar keine Überlegungen, wie der massive Fachkräftemangel, insbesondere im Pflege-, aber auch im ärztlichen Dienst gelöst werden soll. Seit Jahren wissen wir, dass wir auf einen massiven und eklatanten Medizinermangel in Deutschland zusteuern, und dennoch reagieren wir nicht. Schon heute können viele Arztpraxen nicht mehr nachbesetzt werden, in Klinken wird Personal aus dem Ausland rekrutiert, um den Betrieb noch aufrecht zu erhalten – und dies alles in einer alternden Gesellschaft, die in zunehmenden Maße einer patientenorientierten, individuellen medizinischen Versorgung bedarf. Sofern nicht schnellstens reagiert wird, werden Reformen, egal welcher Art, ins Leere laufen zu Lasten der Patientenversorgung“, erklärt
Sammet.

Auch er verweist auf eine nötige Zusammenarbeit von Bund und Ländern: „Es dürfen keine starren Vorgaben vom Bund ohne konforme Abstimmung mit den Ländern gemacht werden. Zur Planung eines Gesamtkonzeptes, um beispielsweise Finanzierungslücken bei Betriebs- und Investitionskosten zu schließen, bedarf es der Abstimmung mit den Ländern, damit vor Ort eine
flächendeckende Versorgung auf qualitativ hohem Niveau garantiert wird.“ Bei alledem sei es unabdingbar, dass eine vollständige Refinanzierung der Kostensteigerungen in den Krankenhäusern garantiert werden müsse, unabhängig von Leistungsmengen.

Die Kommission habe auf die Defizite in der Finanzierung von Investitionen hingewiesen, jedoch keinerlei Vorschläge zur Lösung des Problems unterbreitet. „Um große Reformen auf den Weg zu bringen, bedarf es nun einmal ausreichend finanzieller Mittel.“

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Der gekürzte Onlinebeitrag: https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/krankenhausreform-fulda-kliniken-plaene-gesundheitsminister-karl-lauterbach-klinikum-91977386.html
Redaktion: Daniela Petersen
(Stand: 15.12.2022)