Der Streik der Ärzte aus Protest gegen die Gesundheitspolitik ist in der Region Fulda in vollem Gange. Noch bis Dienstag sind die Praxen geschlossen. Die Krankenhäuser melden längere Wartezeiten. Die Notaufnahmen sind voll, das Personal sei am Limit. Die Ärzte berichten von viel Verständnis der Patienten.
Fulda- Längere Wartezeiten, höheres Aufkommen beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) und in der Notaufnahme: Das Klinikum Fulda und das Herz-Jesu-Krankenhaus haben wegen des Protests der Haus- und Fachärzte, der sich auf den Zeitraum zwischen den Jahren bezieht, alle Hände voll zu tun. „In der Zentralen Notaufnahme sind die zahlreichen Praxisschließungen deutlich spürbar“, sagt Barbara Froese, Pressesprecherin des Klinikums Fulda.
Fulda: Auswirkungen des Ärzte-Streiks an Kliniken spürbar
Durch den Streik kämen viele der Patienten, für die normalerweise der Haus- oder ein Facharzt zuständig ist, in die Notaufnahme. „Das führt zu einer sehr hohen Patientenzahl und einer extremen Dauerbelastung unseres Personals“, so Froese. Am Mittwoch suchten laut Angaben des Klinikums mehr als 200 Patienten die Notaufnahme auf – darunter ein Großteil an Patienten, die keine „echten“ Notfälle seien. Am Donnerstag waren es bis zum Mittag 65 Patienten. „Hinzu kommt eine große Zahl an tatsächlichen Notfällen, darunter auch einige Reanimationen“, berichtet Froese. Die Lage im Klinikum wird durch eine derzeit hohe Anzahl an Atemwegserkrankungen verschärft. Insbesondere die Kinderklinik sei ausgelastet.
Das Herz-Jesu-Krankenhaus berichtet ebenfalls von „deutlich spürbaren Auswirkungen in der bereits stark ausgelasteten Notaufnahme“. Die Belastung für das Personal sei massiv. Das teilt Viktoria Schmitt, Pressesprecherin des Herz-Jesu, auf Anfrage mit. Es müsse mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.
Zudem weist sie darauf hin, dass einige Patienten mit medizinischen Beschwerden wie Erkältungssymptomen und akuten Atemwegsinfekten die Notaufnahme aufsuchen, obwohl die Beschwerden keine Klärung einer Notaufnahme bedürfen. Viele Patienten berichteten von langen Wartezeiten beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst oder anderen Notaufnahmen, was dazu führte, dass sie zwischen verschiedenen Krankenhäusern und Notaufnahmen pendelten.
Der ÄBD garantiert in Fulda und der Region die ärztliche Versorgung für Menschen, die trotz des Streiks ihres Haus- oder Facharztes krank sind. Auch am Donnerstagmittag bildet sich eine Schlange vor der Anmeldung des Medizinischen Versorgungszentrums Osthessen (MVZ), an dem der ÄBD angesiedelt ist. Vor der Tür stehen Wartende in einer Schlange, manche tragen Mund- und Nasenschutz. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst öffnet erst um 19 Uhr, trotzdem sind bereits Patienten da. Sie werden vom Team des Medizinischen Versorgungszentrums Osthessen versorgt.
Wütend sein müssen wir nicht auf die Ärzte vor Ort, sondern auf die politischen Entscheider in Berlin.
Patient des Ärztlichen Bereitschaftsdiensts in Fulda
Unter den Wartenden ist ein 57-jähriger Mann aus Fulda. Er ist zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst gefahren, weil er Grippesymptome hat, sein Hausarzt aber geschlossen hat. „Das ist alles eine Katastrophe, aber ich kann die Ärzte verstehen, dass sie streiken“, sagt er. Die längere Wartezeit nehme er in Kauf. „Wütend sein müssen wir nicht auf die Ärzte vor Ort, sondern auf die politischen Entscheider in Berlin“, sagt er sichtlich genervt.
Auch die wenigen Hausärzte, die trotz Protests im Kreis Fulda geöffnet haben, sind voll. „Die Kollegen melden, dass einiges los ist“, berichtet Ralph-Michael Hönscher, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen. 90 Prozent der niedergelassenen Ärzte im Landkreis Fulda hätten derzeit geschlossen, nur wenige große Gemeinschaftspraxen sind offen und bieten Notdienste an.
Dazu gehört auch Hönschers Praxis in Petersberg: „Wir behandeln derzeit nur Notfälle und Patienten aus den Seniorenheimen“, sagt er. Aus diesem Grund sei derzeit auch weniger Personal im Einsatz. Die Rückmeldungen seitens der Patienten seien überwiegend positiv. „Die Leute haben Verständnis für den Protest“, sagt Hönscher.
Er weist noch einmal auf die Notwendigkeit des Protests hin. Dieser richtet sich gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Konkret fordern die Ärzte mehr Geld und weniger Bürokratie. Doch eine Besserung der Situation sei nicht in Sicht, im Gegenteil:„Das Ganze kann sich auch noch zuspitzen. Die Bedingungen für Ärzte werden sich weiter verschärfen“, schätzt Hönscher. Kritik des Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD)und der Krankenkassen helfe dabei nicht. „Wir werden wahrscheinlich gezwungen sein, auch 2024 zu streiken“, sagt der Vorsitzende des Gesundheitsnetzes.
Den ganzen Artikel der Fuldaer Zeitung online: https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/fulda-auswirkungen-aerzte-streik-kliniken-notaufnahme-voll-protest-barbara-froese-92750629.html
Redaktion: Christopher Hess
Stand: 29.12.2023